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Einzelne Themen ausführlich

Den Abbildungsmaßstab genau ermitteln (messen)

Der Abbildungsmaßstab ist das Größenverhältnis des Bilds zum Original (Bildgröße geteilt durch Gegenstandsgröße). Sie können diesen berechnen nach Formeln, das erledigt für Sie auch dieser Rechner oder jener. Die Formeln sind eine grobe Näherung, wollen Sie es genau wissen, messen Sie den Abbildungsmaßstab nach.

Erforderliches Zubehör

Sie benötigen ein Lineal, so lang, dass es den Sucher vollständig ausfüllt und mit einer so präzisen Mess-Skala, dass Sie die Länge genau ablesen können. Bei kleineren Abbildungsmaßstäben reicht eine Millimeterskala, bei größeren sollten Sie eine mit 1/10 mm Einteilung benutzen, ein Optiker sollte diese beschaffen können.

Mit einer Wasserwaage stellen Sie sicher, dass Sensorebene und Linealebene parallel verlaufen. Für Kameras gibt es kleine Wasserwaagen zum Aufstecken auf den Blitzschuh.

Ein Stativ fixiert die Kamera und verhindert Verwacklungen. Haben Sie keinen Kabel- oder Fernauslöser, benutzen Sie den Selbstauslöser.

Durchführen

Sie stellen am Objektiv die gewünschte Entfernung ein und richten die Kamera so aus, dass das Lineal parallel zur längeren Bildkante verläuft. Lassen Sie es dazu möglichst nahe der Bildkante verlaufen. Mit der Wasserwaage stellen Sie sicher, dass Kamerasensor und Lineal parallel zueinander sind.

Sie fotografieren oder filmen das Lineal und öffnen am Computer das Bild beziehungsweise ein vollständiges Video-Frame. Dort lesen Sie die Linealstrecke ab - das ist die Gegenstandsgröße. Die Bildgröße ist die Länge des Sensors in Millimeter beziehungsweise der Teil des Sensors, der für das Bild/Video benutzt wird. Kennen Sie diese Länge nicht, recherchieren Sie im Web oder kontaktieren den Hersteller. Vielleicht hilft Ihnen die Tabelle auf dieser Seite.

Hinreichend genau dürfte die Berechnung sein:

Abbildungsmaßstab = Sensorlänge / Maßstabslänge

Der Vollständigkeit halber will ich darauf hinweisen, dass Sie gleiche Einheiten benutzen, das heißt, Millimeter beim Sensor und Lineal und nicht etwa Millimeter beim Sensor und Zentimeter beim Lineal.

Tipp: Messen Sie zusätzlich den Abstand von der Frontlinse zum Lineal. Dieser ist in der Praxis relevanter als die Entfernungseinstellung oder die Gegenstandsweite.

Betrachtetes Bild

Der Abbildungsmaßstab auf dem Sensor ist nicht jener des Bilds, das Sie betrachten, selbst auf einem Mobiltelefon dürfte das Sensorbild vergrößert werden. In diesem Fall können Sie das Testbild benutzen:

Abbildungsmaßstab = Bildlänge / Maßstabslänge

Die Bildlänge können Sie mit einem Lineal am Bildschirm nachmessen. Projizieren Sie das Bild mit einem Beamer, messen Sie die Bildlänge auf der (Bild-) Wand nach.

Praxis-Beispiel

Ich wollte wissen: Welchen Abbildungsmaßstab hat mein 50 mm-Makroobjektiv bei einer Entfernungseinstellung von 40 cm? Ich ging so vor:

Nach dem Öffnen des Bilds am Computer las ich am Lineal die Strecke von 0,5 cm bis 14,4 cm ab, das sind insgesamt 13,9 cm. Der Sensor der D300 ist 23,6 mm breit. Der Abbildungsmaßstab meines 50 mm-Makroobjektivs bei 40 cm Entfernungseinstellung ist somit 23,6 mm / 139 mm ≈ 0,17 oder rund 1 : 5,9. Der Fotografie-Informationen-Rechner liefert mit 1 : 5,83 eine brauchbare Näherung.

Die Entfernung von der Frontlinse zum Motiv ist bei einer Entfernungseinstellung von 40 cm (40 cm Abstand bis zum Sensor) etwa 29 cm.

Abbildungen: Foto des Praxis-Beispiels. Das erste Bild zeigt das gesamte verkleinerte Foto, das zweite den Start des Lineals in Originalgröße (Ein Sensor-Pixel ist ein Bild-Pixel).

Abbildungsmaßstab bestimmen bei großen Gegenständen (kleinen Abbildungsmaßstäben)

Ist das fotografierte Motiv groß, beispielsweise ein Haus, werde ich wohl kein Maßband finden, das die gesamte längere Bildseite ausfüllt. Statt dessen messe ich einen Teil des Motivs, der parallel zur längeren Bildseite verläuft, beispielsweise eine Fensterkante. Gemäß der Formel Abbildungsmaßstab = Bildgröße / Gegenstandsgröße kann ich diesen bestimmen.

Auf dem Film messe ich direkt die Länge des Abbilds der in Natura gemessenen Strecke nach. Beim Sensor verfahre ich so: Ich ermittle die Pixelanzahl der Strecke. Teile ich diese durch die Gesamtpixelanzahl der längeren Sensorseite, habe ich den Anteil der gemessenen Strecke an der längeren Sensorseite. Hat die längere unbeschnittene Bildseite 4.000 Pixel und die gemessene Strecke 400 Pixel, ist deren Anteil 400 Pixel/4.000 Pixel = 1/10. Mit diesem Anteil multipliziere ich die längere Sensorseite. Misst diese 17,3 mm, sind das 17,3 mm/10 = 1,73 mm. Das Abbild des Fensters auf dem Sensor ist 1,73 mm lang. Angenommen die gemessene Längsseite des Fensters ist in Natura 2 m = 2.000 mm, beträgt der Abbildungsmaßstab 1,73 mm/2.000 mm = 0,000865 ≈ 1:1.156.

Länge Teilstrecke auf dem Sensor = Gesamtlänge Sensor × (Pixelanzahl Teilstrecke/Pixelanzahl Gesamtlänge Sensor)

Fotografiere ich häufig große Objekte und die Bestimmung des Abbildungsmaßstabs ist wichtig, kann ich ich ein Referenzobjekt mit bekannter Länge mitführen und dies für ein Testbild am Objekt platzieren.

Elmar Baumann, 31.03.2012.

Letzte Bearbeitung: 25.04.2019.

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