Wie kann ich Objektive testen?
Hier ist beschrieben, wie Objektive für Fotoapparate mit Film getestet werden können. Bei Tests von Digitalkamera-Objektiven entfällt das Scannen.
Warum testen?
- Entscheiden: Welches Objektiv soll ich kaufen, das Minolta MD 2,8 / 135 mm, das MC 3,5 / 135 mm, eines von Sigma oder Tamron?
- Objektive einer Serie sind verschieden gut; wurde ein Minolta MD 2,8/24 mm gut getestet, müssen nicht alle gut sein (folglich kaufe ich ein getestetes Exemplar)
- Ich kann nicht erwarten, dass Fotozeitschriften objektiv testen, sie würden Anzeigekunden verlieren; Auszeichnungen wie "Super" und "5 Sterne" sagen wenig
- Ist das Objektiv stabil? Kann ich es gut handhaben?
- Ist ein gebrauchtes Objektiv in Ordnung?
Wie und was testen?
Ich teste den Schärfe-Eindruck durch Fotografieren und versuche auszuschließen, was ungenau ist. Die auf den Fotografie-Informationen veröffentlichten Objektivtests sind Beispiele.
Was ist ungenau?
Genau kann ein Objektiv mit Technik getestet werden (optische Bank), die ich nicht habe. Tests durch Fotografieren sind ungenau, das schwächste Glied in der Kette bestimmt die Test-Qualität:
- Bewegungen von Kamera und Motiv während der Belichtung sind nicht sicher auszuschließen
- Die Objektivachse steht nicht garantiert senkrecht auf dem Film, die Filmfläche kann uneben sein und das Testmotiv nicht parallel zum Film
- Der Film begrenzt die maximale Schärfe eines Objektivs
- Erfahrung und Fitness des Testers
- Die Auswertung ist abhängig von der Bildprojektion
Für mich reichen Tests durch Fotografieren aus, schließlich setze ich die Objektive genau so ein.
Wie erreiche ich maximale Qualität?
Bewegung eliminieren
Kamera und Motiv dürfen sich nicht bewegen. Die Kamera schraube ich auf ein stabiles Stativ, die Beine sind minimal, die Mittelsäule ist nicht ausgezogen. Der Verschluss wird mit einem Draht- oder elektrischen (Fern-) Auslöser geöffnet, der Spiegel, wenn möglich, vorher arretiert oder vorausgelöst. Ich achte darauf, dass der Boden unter dem Stativ nicht vibriert, keine Autos in der Nähe vorbeifahren, Menschen vorbeilaufen. Die Verschlusszeit ist möglichst kurz: In Räumen beleuchte ich das Motiv mit Blitzlicht.
Film
Der Film sollte möglichst scharf sein und bei näheren Entfernungen parallel zum Motiv stehen (Kamerawasserwaage auf dem Blitzschuh). Mehr als 100 ASA eignen sich nicht. Keinen Einfluss habe ich auf Filmplanlage und Objektivachse, ich vertraue darauf, dass die Kamera den Film möglichst eben gegen die Auflage drückt und die Objektivachse senkrecht zum Film ist. Gut sind zwei verschieden kontrastreiche Beleuchtungen: Einmal kontrastarm (dichte Bewölkung, indirekter Blitz), einmal kontrastreich (Sonnenschein am Mittag, direkter Blitz). Geeignet sind Vorder- und Seitenlicht, außer ich teste die Streulichtempfindlichkeit.
Objektiv
Die Außenlinsen sind staubfrei und sauber, Streulichtblenden aufgeschraubt oder ausgezogen. Es sind keine Filter vor der Frontlinse.
Ich teste bei voll geöffneter Blende und Abblendung um zwei bis drei Stufen. Hat das Objektiv Lichtstärke 2,8, teste ich Blende 2,8 und Blende 5,6, vielleicht noch Blende 8.
Normale Objektive teste ich aus zwei Entfernungen, Makroobjektive aus bis zu vier: Einmal aus 50 bis 200-facher Brennweite und auf Unendlich, Makroobjektive bei etwa Maßstab 1 : 10 und Maximum (1 : 2, 1 : 1). Die präzise Scharfeinstellung ist Bedingung; ich benutze Schnittbildindikator oder Mikroprismenring. Eine Sucherlupe könnte nützlich sein.
Motiv
Das Motiv sollte viele Details und feine Strukturen enthalten.
Erfahrung, Fitness
Erfahren werde ich durch viele Tests. Bin ich müde und unaufmerksam, kann ich alles falsch machen, was oben steht. Vielleicht ist das Objektiv nicht präzise scharfgestellt, ich berühre das Stativ und es schwingt während der Belichtung oder ich stelle eine falsche Blende ein. Ich notiere alle Daten richtig: Objektiv, Blende, Verschlusszeit, Entfernung.
Auswerten
Die Bilder scanne ich mit der höchsten Auflösung ein und bewerte einzelne Details bei 1 : 1. Das Scanprogramm bearbeitet nichts, was die Qualität verändert: Infrarotkorrektur und Algorithmen wie Unscharfmaskierung und Kornentfernung sind deaktiviert. Das Bildanzeigeprogramm vergrößert und verkleinert nicht. Ich scrolle zu Details, an denen sich die Schärfe gut beurteilen lässt. Interessant sind Bildmitte, Ecken und Details auf halber Strecke dazwischen.
Papier-Vergrößerungen sind nur sinnvoll, fertige ich sie an: Das Projektionsobjektiv sollte exzellent sein. In diesem Fall kann ich bei sinnvoller Blende Bildausschnitte stark vergrößern, an denen sich die Schärfe gut beurteilen lässt. Vergrößerungen aus dem Großlabor eignen sich nicht, außer sie sind gut und mindestens 30 x 45 cm groß. Da ich auf Großlabore keinen Einfluss habe und das Labor an verschiedenen Tagen unterschiedlich gut arbeiten kann, lasse ich es sein.
Scans und Vergrößerungen sind nicht zu gebrauchen, wird nicht präzise scharfgestellt und liegt der Film nicht plan, und liegt beim Vergrößerer das Fotopapier nicht parallel zur Filmfläche.
Mit einer guten Lupe (kostet um 200 Euro), die mindestens 6-fach vergrößert, kann ich zusätzlich auf dem Leuchtpult auswerten.
Weitere Tests
Mir reicht der Schärfeeindruck. Die restlichen Aspekte beurteile ich nach Augenschein:
- Vignettierung (Das Bild ist an den Rändern dunkler als in der Mitte). Sie ist abhängig von der Blende und schwer zu testen: Das Testmotiv sollte gleichmäßig hell sein; der Himmel ist das nicht.
- Verzeichnung (Linien sind gekrümmt). Kritisch sind Motivwahl – das Motiv sollte geradlinig sein – und exakte Parallelität von Film und Motivlinien.
- Streulichtempfindlichkeit (Das Bild wird flau, scheint die Lichtquelle schräg auf das Objektiv oder ins Objektiv)
Gebrauchte Objektive
Mein Kamerasystem ist so alt, dass ich praktisch keine neuen Objektive mehr erhalte. Das ist kein Problem, die alten Minolta-Objektive sind so gebaut, dass sie Jahrzehnte halten. Auch sonst empfehle ich gebrauchte Objektive, sie sind preiswerter und halten lange. Auf folgendes achte ich (ich weiß nicht, wie der Vorbesitzer es behandelte):
- Sind Vorder- und Hinterlinse kratzerfrei? Wenige feine Kratzer schaden nicht. Habe ich die Wahl, nehme ich Objektive mit unzerkratzten Linsen.
- Sind auf Vorder- und Hinterlinse keine Fingerabdrücke oder andere Flecken "eingefressen"? Ich schaue schräg auf die Linsen und drehe das Objektiv, sodass Unreinheiten gut zu erkennen sind.
- Ist kein Pilz auf den Linsen? Ich halte das Objektiv gegen eine gleichmäßig helle Fläche und schaue durch.
- Wackelt nichts (Drehen in verschiedene Richtungen)? Sind Tubus, Blende und Entfernungseinstellung fest?
- Lassen sich Blende und Entfernung leicht verstellen (nicht zu leicht)?
- Rastet die Blende ausreichend fest?
- Werden alle Blenden eingestellt? Ich schaue durch das Objektiv und verstelle die Blende: Sie sollte sich verkleinern oder vergrößern.
- Ist die Blende harzfrei (keine Flecken auf den Lamellen)?
- Schließt sich die Blende blitzschnell? Ich stelle die kleinste Blende ein und löse mit den Fingern die Offenblenden-Arretierung. Die Blende sollte sofort zuspringen.
- Sind Bajonett und Tubus rostfrei?
, 03.01.2005