Indirekt blitzen auf farbige Flächen
In Anleitungen zum indirekten Blitzen steht: "Blitze gegen eine weiße Decke oder Wand!", Licht von farbigen Wänden erzeugt einen Farbstich. Bei digitalen Bildern und Negativfilmen kann dieser entfernt werden.
Testziel
Der Test soll ermitteln, ob eine Bildbearbeitung Farbstiche so neutralisieren kann, dass indirektes Blitzlicht von farbigen Flächen (fast) so aussieht wie von weißen und grauen Flächen.
Testszenario
- Motiv ist ein Papierstreifen mit verschiedenen Farben (Kodak Color Control Patches Q-14)
- Hinter dem Papierstreifen steht eine Kodak Graukarte zur späteren Farbkorrektur
- Auf jedem Bild ist ein Notizzettel zu sehen mit dem Farbnamen des reflektierten Lichts (verringert die Wahrscheinlichkeit einer Verwechslung)
- Zimmer ist verdunkelt (nur Blitzlicht beleuchtet das Motiv, kein Mischlicht)
- Kurze Synchronzeit (Wahrscheinlichkeit von Mischlicht weiter verringern)
- Blitzgerät steckt im Kamera-Blitzschuh und der Reflektor ist auf einen farbigen Fotokarton hinter der Kamera gerichtet, der es auf das Motiv reflektiert (Blitzlicht geht in entgegengesetzte Richtung, sodass kein weißes Licht auf das Testmotiv fällt)
- Blitzleistung manuell so dosiert, dass im Histogramm weder Spitzlichter noch reine Schwärzen entstehen
- Reflektierte Farben: Weiß, Grau, Rot, Blau, Braun; leider hatte ich keinen grünen Fotokarton zur Hand
- RAW-Format
- Kamera: Nikon D70
- Objektiv:Tamron SP AF Di 90 mm 1:2.8 Macro auf Blende 4
- Blitzgerät: Nikon SB-800
- Mit RAW-Shooter Essentials nach 16 Bit TIFF konvertiert
- In Bildbearbeitung bei allen Bildern auf die gleiche Koordinaten der Graukarte mit der Graupipette geklickt (korrigiert Farben so, dass Graukarte grau erscheint)
- In Bildbearbeitung weiße Fläche: Weißpunkt auf 120 eingestellt, Rot-, Grün- und Blaukanal mit Gradationskurven-Werkzeug korrigiert, sodass Repräsentanten für Weiß auf 120 gesetzt wurden
- Nach Farbkorrektur in 8 Bit sRGB umgewandelt
- Zum Vergleich die Farbfelder (Motiv) mit einem profilierten Scanner gescannt
- Hintergrund dieser Webseite ist grau (kein Simultankontrast)
Abbildung: Versuchaufbau.
Abbildung: Scan des Kodak Color Control Patches Q-14 mit profiliertem Scanner (verkleinert).
Farbfelder, verkleinert für das Web
Scanner profiliert
Weiß unkorrigiert
Weiß korrigiert Graukarte
Weiß korrigiert Weißpunkt
Grau unkorrigiert
Grau korrigiert Graukarte
Grau korrigiert Weißpunkt
Rot unkorrigiert
Rot korrigiert Graukarte
Rot korrigiert Weißpunkt
Blau unkorrigiert
Blau korrigiert Graukarte
Blau korrigiert Weißpunkt
Braun unkorrigiert
Braun korrigiert Graukarte
Braun korrigiert Weißpunkt
Kontrastverstärkte mit Graukarte korrigierte Bilder
Die kleinen mit Graukarte korrigierten Bilder habe ich noch einmal im Kontrast verstärkt mit der Automatikfunktion der Tonwertkorrektur.
Scan
Weiß
Grau
Blau
Rot
Braun
Fazit
Wird indirekt geblitzt über farbige Flächen, können die Farben nicht genau so korrigiert werden, dass sie denen gleichen, die durch weißes indirektes Licht beleuchtet werden. Der profilierte Scan gibt die Farben "ziemlich" originalgetreu wieder, besser als alle Fotos. Wie zu erwarten, ist es egal, ob die Reflexionsfläche weiß oder grau ist. Braun ist recht gut geeignet, gefolgt von Blau, zuletzt Rot. Indirekt mit Blau beleuchtet wurde das Grün cyanstichig. Die rote Reflexionsfläche eignete sich am wenigsten. Die Unterschiede in den schwach gesättigten Farben (obere Farbkästchen) gingen bei Blau und Rot verloren.
Der Test gilt (nur) für das eingesetzte Equipment und Vorgehen (Kamera, Blitzgerät, Objektiv, Raw-Konverter, Vorgehen bei der Konvertierung und Bildbearbeitung). Tendenzen (Braun ist besser als Blau, das besser als Rot) benötigen mehrere und verschiedene Testkandidaten.
, 20.01.2006