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Mit RAW-Dateien arbeiten

Soll ich die Kamera Bilder im RAW-Format speichern lassen?

Ich fotografiere nur im RAW-Format. Die zwei wichtigsten Nachteile vorweg:

Nachteile

  1. Es passen weniger Bilder auf eine Speicherkarte
  2. Jede Firma baut Kameras mit verschiedenen RAW-Formaten und mir ist keine bekannt, die alle Details veröffentlichte. Nicht jeder RAW-Konverter kann sämtliche RAW-Formate lesen und es ist ungewiss, ob ein RAW-Format von heute in Zukunft noch gelesen werden kann.

Abhilfen:

  1. Mehrere Speicherkarten mit größerer Kapazität (Gigabytes) benutzen und portable Festplatten mit eingebautem Kartenleser
  2. Von jeder RAW-Datei eine DNG-Datei erzeugen und diese archivieren. Das erledigt zum Beispiel der DNG-Konverter von Adobe. Das DNG-Format ist veröffentlicht und es kann in fernerer Zukunft wohl eher gelesen werden als ein anderes RAW-Format (siehe jedoch den Nachtrag des Lexikon-Eintrags). Manche Kameras können zusätzlich zur RAW-Datei eine RGB-Datei speichern.

Vorteile

Nun die Vorteile: Einer der wichtigsten gegenüber JPEG ist: Die Daten jedes Pixels werden mit mehr als 8 Bit gespeichert (10, 12, 14, 16 Bit). Jedes Bit mehr bedeutet, es können doppelt so viele Helligkeitsunterschiede im Bild sein.

Jedes von der Kamera erzeugte RGB-Bild – TIFF oder JPEG – ist eine Möglichkeit, die Sensordaten zu interpretieren. Im RAW-Konverter kann ich jedes Bild individuell und meiner Bildidee entsprechend bearbeiten. Oft erzeuge ich verschiedene Varianten des gleichen Bilds: Eines in Farbe und eines in Graustufen, davon eines getönt.

Nachträgliche Belichtungskorrektur: Wo die Kamera im JPEG Spitzlichter erzeugte – weiße Stellen ohne Zeichnung – kann der RAW-Konverter oft noch Details herausholen (sofern vorhanden in den Rohdaten) und zu knapp belichtete Bilder kann er aufhellen, ohne helle Bildstellen überzubelichten.

Die Kamera schärft RGB-Bilder, falls nicht deaktiviert. Die richtige Schärfung hängt ab vom Motiv (Detailreichtum, Kontrast) und der Bildausgabe (Bildschirm, Druck, Ausbelichtung, Ausgabegröße). Der Fotograf sollte erst scharfzeichnen, nachdem er die Bilder bearbeitet hat als letzten Arbeitsschritt und die "Master-Bilder" ungeschärft abspeichern.

Was der RAW-Konverter in längerer Zeit durchführt, erledigt die Kamera in Sekundenbruchteilen. Es ist zu erwarten, auch ohne Eingriffe liefert ein RAW-Konverter bessere Bilder als die Kamera: Er kann sich viel mehr Zeit lassen, aufwändiger und präziser arbeiten. Der Fotograf hat die Wahl zwischen unterschiedlichen Konvertern und kann sich den aussuchen, der die besten Bilder erzeugt und mit dem er am besten klar kommt.

Fazit

RGB-Bilder (JPEG, TIFF) sind sinnvoll, kann oder will ich meine Bilder nicht bearbeiten oder habe nicht ausreichend Zeit zum Bearbeiten, beispielsweise für zahllose Serienbilder während eines Handballspiels, die möglichst bald veröffentlicht werden sollen.

Sonst lasse ich die Kamera RAW-Bilder speichern. Deren Qualität ist technisch besser und ich habe Spaß beim Bearbeiten meiner Fotos, anschließend sehen sie eher so aus, wie ich mir das vorstellte, während ich das Motiv fotografierte.

Elmar Baumann, 26.07.2006

Letzte Bearbeitung: 10.05.2009.