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Gebrauchstauglichkeit einer Kamera

Kaufe ich eine Kamera, kommen für mich nur Modelle in Frage, für die ich die Objektive bekomme, die ich benötige und die ich gut bedienen kann. Die Gebrauchstauglichkeit (Usability) ist für mich das Kriterium, falls ich vor der Wahl stehe, ob nun Canon ABC, Nikon EFG oder Olympus HIJ oder sonst ein Modell einer Marke, sofern alle meine technischen Anforderungen erfüllen.

Da wir unterschiedlich sind, wähle ich vermutlich eine andere Kamera als viele andere Fotografen mit den gleichen Anforderungen (Benötige ich ein Alleinstellungsmerkmal, stellt sich die Frage nach der Gebrauchstauglichkeit nicht).

Wichtigste Elemente

Die wichtigsten Elemente, die ich auf jeden Fall steuern können muss, die mir keine Automatik abnehmen soll, sind:

Blende und Verschlusszeit müssen über separate Räder zu verstellen sein, die ich nicht verwechseln kann, eines vorne, eines hinten. Der Autofokus (Entfernung) sollte über eine andere Taste verstellt werden können als über den Auslöser und ich sollte auch fotografieren können, falls das Autofokusmessfeld keine Schärfe ermittelt (Auslösepriorität). So kann ich zuerst die Schärfe einstellen, dann den Bildausschnitt wählen und auslösen, ohne zu befürchten, dass der Autofokus die Schärfe verstellt. Den Auslöser nach dem Scharfstellen immer leicht durchgedrückt zu halten, finde ich schon ohne Stativ unpraktisch, da ich mich zu sehr darauf konzentrieren muss, nicht zu viel Kraft auszuüben, statt diese Konzentration für die Gestaltung aufzuwenden. Mit Stativ ist das indiskutabel. Für den ISO-Wert sollte ebenfalls ein eigener Knopf existieren.

Erreichbarkeit der Elemente

Blende, Verschlusszeit und Autofokus sollten mit einer Hand ohne Verrenkungen eingestellt werden können. Das heißt, ein Kameragehäuse darf eine gewisse Größe nicht unterschreiten. Eine zu kleine Kamera, sofern ich sie nicht ausschließlich zum Knipsen benutze, ist nicht nur schlecht einzustellen, ich kann sie auch nicht so leicht möglichst verwacklungsfrei halten.

Außerdem sollte ich nicht versehentlich eine Einstellung verändern können.

Verschlusszeit, Blende und ISO-Wert sollten immer zu sehen sein oder zumindest schnell angezeigt werden können.

Ausprobieren

Am günstigen ist, ich probiere die Kamera in einem Fachgeschäft aus vor dem Kauf. Noch besser ist, falls ich mir sie für eine Zeit leihen kann, während der ich mit ihr ausgiebig fotografiere.

Beispiele

Auf Anhieb kam ich klar mit meiner ersten Nikon-Digital-Spiegelreflexkamera. Ich konnte sofort produktiv mit ihr arbeiten, ohne die Gebrauchsanweisung zu lesen. Alles Wichtige kann ich auch mit Winterhandschuhen einstellen. Der einzige Schwachpunkt ist der Autofokusmodushebel neben dem Objektivbajonett: Diesen habe ich mehr als einmal versehentlich verstellt.

Mit meiner Micro Four-Thirds-Kamera kann ich nicht so gut arbeiten, da sie kleiner ist, aber Blende und Verschlusszeit haben eigene Räder und den Autofokus habe ich auf eine weitere separate Taste legen können. Die Tasten sind so klein, dass ich sie nicht mit Winterhandschuhen treffsicher bedienen kann. Auch der ISO-Wert ist weniger komfortabel zu ändern. Ich habe sie gekauft, weil sie bei viel weniger Gewicht ähnlich flexibel ist wie die Spiegelreflexkamera bei guter Bildqualität und mit ihr fotografiere ich noch gerne, wenn mir die Spiegelreflexausrüstung zu schwer ist.

Meine dritte Kamera ist eine eine kleine Sucherlose, bei der ich Blende und Verschlusszeit über separate Räder einstellen kann. Der Manuellfokus ist umständlich einzustellen, aber immerhin hat sie einen. Auch gefällt es mir nicht, dass wichtige eingeblendete Kameradaten wie Blende und Verschlusszeit das Bild zu sehr verdecken. Deshalb blende ich sie immer wieder aus, was umständlich ist: Das Einblenden der gleichen Daten benötigt vier Drücke auf die gleiche Taste. Aber dafür kann ich sie mitnehmen, falls weder die Spiegelreflex- noch die Micro Four-Thirds-Kamera in Frage kämen.

Fazit

Jede Kamera ist ein Kompromiss, hat ihre Stärken und Schwächen. Kann eine Kamera alles, worauf ich Wert lege, hängt es ab von meinen Gewohnheiten und "Bauchgefühl", ob sie für mich infrage kommt. Von Bedeutung ist dann nicht Marke/Modell A oder B, sondern wie ich mit der Bedienung zurecht komme.

Elmar Baumann, 01.06.2013.