Focus Stacking (Kamerafunktion)
Beim Focus Stacking fotografiert die Kamera Bilder mit unterschiedlichen Entfernungseinstellungen und kombiniert diese zu einem Bild mit größerer Schärfentiefe. Mehr über das Focus Stacking steht im gleichnamigen Artikel. Bislang nutzte ich Focus Stacking nur für Nahaufnahmen. Bei Fernaufnahmen wie Landschaften reichen häufig drei Aufnahmen und diese stelle ich von Hand ein.
Die beiden Schritte – Entfernungseinstellungs-Belichtungsreihe und Kombination dieser Bilder – sind automatisiert: Es reicht ein Druck auf den Auslöser und die Kamera belichtet alle Bilder so schnell wie möglich hintereinander und liefert das berechnete, kombinierte Ergebnisbild. Die Einzelbilder können beibehalten werden zur späteren Bearbeitung am Computer. Bei meiner Kamera zeigt das kombinierte Bild nicht alles an, was der Sensor erfasst. Der spätere Bildausschnitt ist durch einen Rahmen auf dem LC-Display und im Sucher zu erkennen.
Im Artikel über Belichtungsreihen wird das Focus Bracketing – der erste Schritt, der das Bildmaterial für das Focus Stacking liefert – nur kurz angesprochen. Es ist hier beschrieben. Beim Focus Bracketing fotografiert die Kamera mehrere Bilder hintereinander und verstellt bei jeder Aufnahme die Entfernungseinstellung um einen Betrag. An der Kamera kann ich einstellen, wie viele Bilder sie fotografieren soll und wie groß die Entfernungseinstellungsunterschiede ausfallen.
Anzahl der Aufnahmen
Hilfreich ist eine Automatik, die für mich die erforderliche Aufnahmeanzahl ermittelt. So eine ist mir nicht bekannt. Vielleicht können dies zukünftige Kameras. Zwei Größen bestimmen die erforderliche Aufnahmeanzahl: Die Schärfentiefe der eingestellten Blende und die Tiefe des Raums, der scharf erscheinen soll.
Je größer die Blende ist – je kleiner die Blendenzahl, desto mehr Aufnahmen sind erforderlich, da die größere Blende eine geringere Schärfentiefe hat. Es erscheint mir günstig, die kleinste Blende zu benutzen, bei der die Beugung noch nicht die Bildqualität sichtbar negativ beeinflusst, da so die Aufnahmeanzahl minimal ist. Bei Vollformat (Kleinbild) dürfte das Blende 8 bis 11 sein, bei Micro Four Thirds etwa Blende 5,6. Will ich maximale Qualität, nehme ich die Blende, die die schärfste Abbildung erzielt.
Je tiefer der Raum scharf abgebildet sein soll, desto mehr Aufnahmen sind erforderlich. Rein theoretisch: Möchte ich 4 cm scharf abbilden und die Schärfentiefe ist 1 mm, bräuchte ich mindestens 40 Aufnahmen (40 mm geteilt durch 1 mm = 40). In der Praxis sieht es so aus: Das Objektiv ändert die Entfernungseinstellung und damit auch mehr oder weniger die Schärfentiefe: Einmal wird sie größer (weitere Entfernungen), einmal kleiner (nähere Entfernungen). Ich will nicht riskieren, dass dazwischen "unscharfe Lücken" entstehen, das heißt, ich werde kleinere Entfernungseinstellungsunterschiede benutzen als 1 mm und so nehme ich diese Berechnung als groben Anhaltspunkt.
Unterschied in der Entfernungseinstellung
Die Schärfentiefe der eingestellten Blende bestimmt den maximal erlaubten Unterschied in der Entfernungseinstellung. Das folgende Bild soll so weit scharf sein, dass dessen Schärfengrenze mindestens zusammenfällt mit jener des aktuellen Bilds. In der Praxis ist eine "Sicherheitsreserve" sinnvoll.
Ist das Objektiv beispielsweise auf 10 cm eingestellt und die Schärfentiefe beträgt 1 mm, wäre die Folgeaufnahme 10,1 cm, die übernächste 10,2 cm und so fort. Günstiger ist eine Sicherheitsreserve, beispielsweise 3/4 mm statt 1 mm.
Leider gibt es auch hier (noch) keine Automatik, die mir die Entscheidung abnimmt. Außerdem kann ich in der Kamera nur eine Zahl einstellen. Was diese exakt bewirkt, steht nicht in der Gebrauchsanweisung. Ich weiß nur, dass eine kleinere Zahl geringere Entfernungseinstell-Unterschiede bewirkt. Das ist in der Praxis kompliziert: Wird das Objektiv um einen fixen Betrag anhand der Zahl fortbewegt, bewirkt das im Nahbereich weniger als im Fernbereich. Weiterhin kann sich zusätzlich die Brennweite ändern durch Innenfokussierung.
Das heißt, ich probiere aus und bin ich nicht zufrieden, variiere ich. Je geringer der Unterschied in der Entfernungseinstellung ist, desto sicherer entsteht keine unscharfe Lücke. Aber es sind auch mehr Aufnahmen erforderlich. Für die Kontrolle an der Kamera ist eine ausreichende Vergrößerung am LC-Display erforderlich.
Zusammensetzen des Bilds
Die Besonderheit der Focus Stacking-Kamerafunktion ist, dass die Kamera anschließend aus allen fotografierten Bildern ein Bild mit größerer Schärfentiefe erzeugt. Gegebenenfalls werden hierbei Ränder abgeschnitten. Ich verzichte gerne auf diese Funktion und benutze nur das Focus Bracketing: Die Kamera führt anschließend kein Focus Stacking durch. Dies erlaubt mehr Bilder (maximal 999 versus 15). Das Problem beim Stacking ist, dass die kameraeigene Bildbearbeitung häufig Artefakte erzeugt. Das kombinierte Bild enthält Stellen aus unscharfen Bildern, die das Gesamtergebnis unrealistisch aussehen lassen. Statt dessen beauftrage ich ein Bildbearbeitungsprogramm damit und korrigiere die künstlichen Stellen, indem ich für unscharfe Teile mir ein Bild aussuche, das dort scharf ist und ersetze diese damit.
Praxis
Oben schrieb ich, dass ich nur für Nahaufnahmen diese Funktion nutze. In der Praxis gehe ich vom Abbildungsmaßstab aus: Je größer, desto mehr Aufnahmen stelle ich ein. Den Wert für die Unterschiede in der Entfernungseinstellung konnte ich auf dem Mittelwert belassen.
Da es die Gebrauchsanweisung nicht hergab, worauf ich scharf einstellen soll, ermittelte ich das Vorgehen der Kamera: Das erste Bild wird genau mit der vorgenommen Entfernungseinstellung fotografiert, folgend werden nähere Entfernungen eingestellt, anschließend weiter hinten. Beim Abbildungsmaßstab von 1:2 (0,5) wurden doppelt so viele Bilder hinter der Einstellung fotografiert wie davor. Das heißt, dass es günstig ist, die Entfernung auf etwa 1/3 des später scharf gewünschten Raums zu einzustellen (dies kommt wohl vom Mythos, dass die Schärfentiefe sich wie 1:2 verteilt). Sinnvoller finde ich, wenn die Kamera von der eingestellten Entfernung aus kontinuierlich größere Entfernungen einstellt. So sorge ich dafür, dass der Nahpunkt sicher scharf ist und die Anzahl der Aufnahmen geringer ist, als bei einem Schätzwert (1/3), wo ich Reserven einplane. Auch die Kontrolle wäre einfacher: Es ist nur das letzte Bild anzuschauen und nicht zwei (das erste und letzte): Ist der letzte gewünschte Punkt scharf, habe ich mit der minimalen Anzahl an Aufnahmen alles erreicht. Ist ein Punkt weiter hinten scharf, passt es auch. Ist einer davor scharf, sind mehr Bilder erforderlich. Für Blumen reichen bei Blende 5,6 in der Regel 15 Aufnahmen.
, 24.06.2022.