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Blitzen mit mehreren Blitzgeräten

Blitzen mit mehreren Blitzgeräten: Lichtmengenverhältnis steuern

Beleuchten zwei Blitzgeräte aus verschiedenen Richtungen direkt das Motiv, sollte ich das Lichtmengenverhältnis gezielt regeln.

Das Lichtmengenverhältnis besagt, wieviel heller als das andere ein Blitzgerät das Motiv beleuchtet. Ist es 1 : 1 (Eins zu Eins), beleuchten beide das Motiv gleich hell, bei einem Verhältnis von 1 : 2 beleuchtet ein Blitzgerät das Motiv doppelt so hell, bei 1 : 4 viermal so hell und so weiter. Meist will ich das Motiv so beleuchten, dass ein Licht das Motiv einen Schatten werfen lässt, den das andere gut aufhellt, aber nicht eliminiert. So wird Tiefe suggeriert.

Verhältnis in Blenden- oder Lichtwertstufen

Anstelle der Verhältniszahlen kann ich den Unterschied in Blenden- oder Lichtwertstufen angeben. 1 : 1 sind null Blenden-/Lichtwertstufen, linear 1 : 2 eine, 1 : 4 zwei und so weiter. Allgemein sind die Blendenstufen der Zweierlogarithmus der größeren Zahl, bei 1 : 16 → log216 = 4 Blenden, 24 = 16.

Welches Verhältnis soll ich wählen?

Der günstige Lichtmengenunterschied hängt ab davon, worauf fotografiert wird und wie das Motiv wirken soll. Wer noch mit Filmen fotografiert, wird bei Diamaterial etwa 1 bis 2 Blenden Unterschied wählen, bei Negativfilmen 2 bis 3 Blenden. In der Digitalfotografie kann ich das vorher ausprobieren; 2 Blenden sind ein guter Ausgangspunkt.

Lichtmenge regeln

Habe ich das dominierende Hauptlicht aufgestellt und seine Lichtmenge reguliert, regle ich die Lichtmenge des zweiten Blitzgeräts, das den Schatten aufhellt: Ich stelle ein gleich starkes in der gleichen Entfernung zum Motiv auf und reduziere seine Leistung auf zum Beispiel 1/4 der Leistung des Hauptlichts. Das finde ich am bequemsten. Alternativen:

In allen obigen Fällen strahlen die Blitzgeräte die Lichtmenge manuell aus, sie werden nicht TTL-gesteuert oder über eine Computerblende.

Die Lichtmenge des Blitzgeräts kann an diesem reduziert werden. Ist das nicht möglich, kann ich einen oder mehrere Neutraldichtefilter (Graufilter) vor den Blitzreflektor setzen. Diese gibt es für einige Blitzgeräte als Zubehör; manchmal werden sie Lichtreduzierfilter genannt.

Praxis, Bildbeispiele

Ich stelle zwei gleiche Blitzgeräte gleich weit weg, bestimme die Lichtmenge des Hauptblitzgeräts und reduziere beim Aufhellblitz die Leistung gegenüber der des Hauptblitzgeräts. Die Lichtmengen kann ich an meiner Kamera einstellen, diese steuert mit ihrem eigenen Blitzgerät kabellos die beiden Blitzgeräte.

Der "Trick" ist, dass die Blitzgeräte in verschiedene sogenannte Gruppen aufgeteilt werden können. Ich stelle an einem Blitzgerät Gruppe A ein, am anderen Gruppe B. Der Kamera sage ich, sie soll das Blitzgerät der Gruppe A diese Lichtmenge abgeben lassen, das der Gruppe B jene.

Zuerst reduziere ich die Lichtmenge des Hauptblitzes, bis die Motivseite, die er beleuchtet, richtig belichtet ist. Der Aufhellblitz gibt währenddessen kein Licht ab. Anschließend reduziere ich die Leistung des Aufhellblitzes entsprechend.

Beleuchtet der Hauptblitz das Motiv richtig bei 1/4 seiner Leistung, stelle ich 1/16 für den Aufhellblitz ein für das Verhältnis 1 : 4 (1/4 : 4 = 1/16, 2 Blenden weniger).

Der in die Kamera eingebaute Blitz stellt mit Infrarotlicht beide Blitzgeräte ein wie gewünscht. Damit sein Licht die Beleuchtung nicht beeinflusst, stecke ich einen Infrarotfilter davor.

Abbildung: Display der Nikon D300 zur manuellen Steuerung der Lichtmenge zweier Blitzgeräte (-Gruppen). Das Blitzgerät der Gruppe A belichtet das Motiv richtig bei 1/4 seiner Leistung. Die richtige Belichtung kann ich ohne Blitzbelichtungsmesser am Histogramm auf dem LC-Display sehen. Passt sie nicht, ändere ich sie über den Leistungsregler des Displays und/oder der Objektivblende. Das Aufhellblitzgerät der Gruppe B gibt 8 mal weniger Licht ab — 1/32 (1/4 : 8 = 1/32) bzw. 3 Blenden weniger (log28 = 3, da 23 = 8). Beide Blitzgeräte sind auf den gleichen Kanal (3) eingestellt. Der Kamerablitz ist abgeschaltet, sendet aber Steuerblitze aus. Damit diese nicht im Bild zu sehen sind, stecke ich einen Infrarotfilter davor.

Abbildung: Einstellung der Blitzgeräte Nikon SB-800. Beide Blitzgeräte sind auf Remote-Kanal 3 eingestellt (CH = Channel), eines auf Gruppe A, das andere auf Gruppe B.

Die folgende Abbildung zeigt, wie unterschiedliche Lichtmengenverhältnisse wirken können.

Abbildung: Massageball mit zwei Blitzgeräten beleuchtet. Ein Blitzgerät strahlte 45° von links ein, das andere 45° von rechts. Von oben links nach rechts unten:

  1. Nur linkes Blitzgerät
  2. Nur rechts Blitzgerät
  3. Linkes und rechtes gleich hell
  4. Linkes eine Blende heller
  5. Linkes zwei Blenden heller
  6. Linkes drei Blenden heller
  7. Linkes vier Blenden heller
  8. Linkes fünf Blenden heller

Mir gefällt das 5. Foto am besten (Mittleres in der mittleren Reihe), wo das Hauptlicht links 2 Blenden heller ist als das rechte Aufhelllicht. Ab drei Blenden weniger werden die Schatten nach meinem Empfinden nicht ausreichend aufgehellt.

TTL-Steuerung

Folgendes werde ich vielleicht einmal ausprobieren: Wie genau arbeitet die TTL-Steuerung? Die Menge des Hauptlichts werde ich per Spotmessung speichern.

Abbildung: Display der Nikon D300 zur TTL-Steuerung der Lichtmenge zweier Blitzgeräte (-Gruppen). Der Lichtmengenunterschied wird hier in Blendenstufen angegeben. Bei dieser Einstellung leuchtet das Blitzgerät der Gruppe B drei Blenden schwächer als das der Gruppe A (Lineares Verhältnis: 1 : 8 → 23 = 8). Das Hauptlicht der Gruppe A muss auch korrigiert werden, wenn die Farbe des Motivs hell ist oder dunkel. Dies erledige ich über die allgemeine Blitzbelichtungskorrektur, die der Steuerung hinzuaddiert (hinweg subtrahiert) wird.

Zukünftig stelle ich für die Gruppe B zwei Blenden weniger ein als für Gruppe A. Sollen alle Blitzgeräte gleich hell leuchten, stelle ich an den Blitzgeräten die Gruppe A ein und kann so die Kamera-Einstellung belassen.

Elmar Baumann, 25.12.2007.