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Autofokus

Moderne Autofokusfunktionen

Die Computerprozessoren in den Kameras werden von Jahr zu Jahr leistungsfähiger. Das ermöglicht fortgeschrittene Autofokusfunktionen, von denen einige hier angerissen sind. In der Regel analysiert die Kamera den Bildinhalt und stellt auf das Gewünschte scharf, egal wo es sich befindet: In der Bildmitte, links oben oder rechts unten. Ich als Fotograf brauche nicht mehr vorher ein Autofokusmessfeld auswählen und bei bewegten Motiven dies stets über dem Motiv halten. Die Autofokus-Messfeld-Auswahl gelingt der Kamera mehr oder weniger treffsicher; die Kameraindustrie spricht vom Einsatz von "künstlicher Intelligenz".

Motiverkennungs-Autofokus

Beim Motiverkennungs-Autofokus versucht die Kamera das Motiv innerhalb des Bilds zu erkennen und stellt das Objektiv darauf scharf. Dabei ist es egal, an welcher Stelle das Motiv sich befindet. Das ist eine große Erleichterung: Ich kann mich fast ausschließlich auf das Motiv konzentrieren und nicht auf die Kameratechnik. Beispiele:

Wichtig ist, dass ich erkenne, ob der Autofokus richtig liegt. Dazu zieht die Kamera im Bild beispielsweise einen Rahmen um das Erkannte, das heißt, worauf sie scharf stellt.

Bei der Gesichtserkennung sucht die Kamera in der Regel nach Menschengesichtern. Tiergesichter sind auch denkbar. Hat sie welche erkannt, kann sie Rahmen darum zeichnen. Bei mehreren Gesichtern ist der Rahmen um das Gesicht hervorgehoben, auf das sie scharfstellt. Ich kann auf Wunsch einen anderen Rahmen und somit anderes Gesicht auswählen.

Der Augenerkennungs-Autofokus stellt auf ein Auge scharf. Sind die Augen nicht auf gleicher Höhe, weil die Fotografierte schräg zur Bildebene steht, kann ich an der Kamera einstellen, welches Auge bevorzugt wird: Das nähere oder fernere beziehungsweise das rechte oder linke. Einige Kameras erkennen nicht nur Menschenaugen, sondern auch Tieraugen, beispielsweise von Vögeln.

Die Fahrzeugerkennung ist interessant für Motorsportfotografen, der Sternenhimmel-Autofokus für jeden, der den prächtigen Sternenhimmel scharf fokussieren will. Manuell ist das nicht einfach, da die Unendlich-Markierung (∞) selten exakt ist und der herkömmliche Autofokus winzige, nicht sehr helle, Punkte schlecht zu fassen bekommt.

Motivverfolgungs-Autofokus (Tracking)

Beim Motivverfolgungs-Autofokus versucht die Kamera Motive weiterhin scharfzustellen, während sie sich fortbewegen, nach dem ersten Scharfstellen. Hierzu stelle ich Dauer-Autofokus (CF) ein, lasse den Finger auf dem Auslöser oder Autofokus-Knopf, während sich das Motiv bewegt und hoffe, dass die Kamera kontinuierlich auf andere Autofokus-Messfelder umschaltet, wenn das Motiv sich zu einer anderen Bildstelle bewegt. Das Autofokus-Tracking ist nicht neu. Mit steigender Prozessorleistung könnte eine höhere Treffsicherheit erreicht werden.

Status und Aussichten

Die Motiverkennung funktioniert aktuell recht gut. Ich hörte, dass bei einer Kamera der Vogelaugen-Autofokus den Vogel scharf stellte, bevor der Fotograf den Vogel hinter einem Geäst erkannte. Der Augenerkennungs-Autofokus meiner Kamera ist so gut, dass ich damit zuverlässig Porträt-Nahaufnahmen mit großer Blende anfertigen kann. Zukünftig werden wohl mehr Motive hinzukommen. Dies ist, was ich mir als Fotograf wünsche: Ich teile der Kamera mit, ich will dass sie beispielsweise auf ein Gesicht scharf stellt, egal, wo es ist. Dann kann ich mich besser auf das Wesentliche konzentrieren: Auf die Gestaltung des Motivs.

Elmar Baumann, 27.12.2020.