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3 Grundlagen der Fotografie

3.1 Die Camera obscura (Lochkamera)

Vor mehr als zweitausend Jahren entdeckte der griechische Philosoph Aristoteles (384-322 v. Chr.) während einer Sonnenfinsternis in einem Baumschatten das mehrfache Abbild der Sonne. Er folgerte, es entstehe durch die Lücken, durch kleine "Löcher" im Blattwerk des Baumes.

Allgemein lässt sich aus der Beobachtung von Aristoteles ableiten: Fällt Licht durch eine kleine Öffnung in einen dunklen Raum, entsteht auf der gegenüberliegenden Seite ein Bild des Gegenstandes, von dem das Licht ausgeht.

Findige Bastler bauten einen Kasten mit kleinem Loch, der innen dunkel war. Daher kommt der Name Camera obscura, zu deutsch dunkle Kammer, auch Lochkamera genannt. Auf der dem Loch gegenüberliegenden Seite war eine transparente Rückwand. Darauf wurde ein kopfstehendes, seitenverkehrtes Bild der Umwelt projiziert. Abbildung 3.1 zeigt das Prinzip einer Camera obscura.

Abbildung 3.1:Camera obscura. Die camera obscura erzeugt kopfstehende, seitenverkehrte Bilder. Durch das kleine Loch gelangen von jedem Gegenstandspunkt nur wenige Lichtstrahlen. Diese hinterlassen einen Lichtfleck auf der Kamerarückwand, der als Bildpunkt bezeichnet wird.

Ist die Rückwand halbtransparent wie ein Butterbrotpapier oder eine Mattglasscheibe, kann man das Bild außerhalb der Lochkamera betrachten. Kann man in die Camera obscura schauen oder hineingehen, was bei entsprechender Größe möglich ist, darf die Rückwand undurchsichtig sein. Sie ist eine weiße Bildwand, auf die das Bild projiziert wird. Um 1700 gab es Häuser, die für Touristen zu Camerae obscurae umfunktioniert wurden. Wer sich dafür interessierte, konnte gegen Eintrittsgeld im Haus die angrenzende außenliegende Umgebung beobachten.

Zuerst beschrieb der arabische Naturforscher Ibn al Haitham (965 bis um 1040) Lochkamera. Auch Leonardo da Vinci (1452 - 1519) beschrieb sie im 15. Jahrhundert.

Das Loch ist winzig, damit die Abbildung scharf erscheint und das Bild ist ziemlich dunkel. Die Camera obscura wurde bald verbessert. An Stelle des Lochs wurde eine Sammellinse eingebaut, die heller und schärfer abbildete. Diese Verbesserung der Lochkamera erwähnte erstmals Hieronymus Cardanus (1501-1576).

Die Camera obscura wurde bis ins 19. Jahrhundert als Mal- und Zeichengerät benutzt. Das auf eine Leinwand projizierte Bild wurde mit Pinsel oder Stift nachgezeichnet. Die Lochkamera ist der Prototyp aller Fotoapparate. Die modernsten, mit Computer ausgestatteten Kameras sind im Prinzip Camerae obscurae mit einer Linse. Die Kammer wird Kameragehäuse genannt, die Linse Objektiv. Das Objektiv hat mehrere Linsen und bildet schärfer ab als eine Sammellinse.

In der Galerie vom 25.05.2017 sind einige Bilder, die mit einer Lochkamera entstanden.

Elmar Baumann, Januar 1996.

Letzte Bearbeitung: November 2005.