4.4 Leistungsmerkmale eines Films
Die Leistungsmerkmale eines Films sind Schärfe, Empfindlichkeit, Feinkörnigkeit und Farbwiedergabe (Farbfilm).
Schärfe ist nicht einheitlich definiert. Allgemein ist ein Film um so schärfer, je feinkörniger er ist. Kleinere Körner ("Mosaiksteinchen") können kleinere Details bilden als große.
Manchmal sind grobkörnigere Filme schärfer wegen des Diffusionslichthofs: Die Körner reflektieren (streuen) Licht auf die Nachbarkörner und belichten diese und nicht ein Motivdetail. Das verringert die Schärfe. Größere Körner verursachen manchmal einen geringeren Diffusionslichthof und lösen so besser auf.
Die Schärfe eines Films überprüft man an den Kanten von abgebildeten Gegenständen mit einer guten Lupe, die mindestens 8-fach vergrößert. Am besten eignen sich scharfe Linien vor dunklem Hintergrund. Das kann beispielsweise ein Fensterkreuz sein (siehe Abbildung 4.3.3). Gute Lupen kosten 200 D-Mark und mehr.
Die Lichtempfindlichkeit (Filmempfindlichkeit) beschreibt, wie viel Licht notwendig ist, den Film richtig zu belichten. Je größer seine Empfindlichkeit ist, desto weniger Licht ist notwendig. Man kann bei weniger Licht frei aus der Hand fotografieren. Die Empfindlichkeit kann durch mehr oder größere Körner in der Emulsion gesteigert werden. Es verschlechtert sich die Schärfe; größere Körner können keine feinsten Details darstellen und bei Flächen entsteht der Eindruck von Körnigkeit.
Feinkörnigkeit meint, der Film hat kleine Körner. Feinkörnigkeit steigert die Schärfe und vermindert die Empfindlichkeit. Filme können feinkörnig oder lichtempfindlich sein, nicht beides gleichzeitig.
Die Farbwiedergabe besagt, wie der Film Farben abbildet. Ihre Qualitätskriterien sind Farbsättigung, Farbtontrennung und Graubalance.
Die Farbsättigung (Leuchtkraft, Intensität, Brillanz, Reinheit) beschreibt, wie intensiv eine Farbe wiedergegeben wird, wie stark sie leuchtet. Je stärker seine Farbsättigung ist, desto besser gibt der Film blasse Motive mit hellen, schwachen Farben wieder. Unter stark bewölktem Himmel, bei Nebel oder in Räumen bilden Filme mit geringer Farbsättigung Motive fast farblos ab.
Die Farbtontrennung (Farbtondifferenzierung, Farbtontreue) besagt, wie differenziert ein Film eng beieinanderliegende Farbtöne wiedergibt. Ein Blau, das etwas ins Purpur tendiert, sollte von einem reinen Blau unterschieden werden können. Filme mit schlechter Farbtondifferenzierung registrieren geringe Farbunterschiede nicht, sondern geben diese als einheitliche Farbe wieder.
Die Graubalance besagt, wie farbstichfrei ein Film Weiß, Grau und Schwarz abbildet. Ein guter Film verhindert dort bei richtiger Beleuchtung Farbstiche. Die drei Farbschichten müssen dazu genau aufeinander abgestimmt sein. Wir erkennen Farbstiche im Grau relativ leicht. Weiß, Grau und Schwarz sind unbunte Farben, alle anderen sind bunte Farben, zum Beispiel Blau oder Rot.
Verbessert man eines der vier Leistungsmerkmale, verschlechtert sich mindestens ein anderes. Erhöht man die Filmempfindlichkeit, verstärkt sich die Körnigkeit und die Schärfe verringert sich. Verbessert man Körnigkeit und Schärfe, geht das zu Lasten der Empfindlichkeit. Diesen Zusammenhang verdeutlichen das Leistungsdreieck und die Leistungspyramide eines Films. Fläche und Volumen müssen gleich bleiben. Abbildung 4.15 zeigt beide Varianten.
Abbildung 4.15: Leistungsdreieck und Leistungspyramide eines Films. Verlängert man eine der Seiten und verbessert damit eine Filmeigenschaft, verkürzen sich die anderen Seiten und damit verschlechtern sich andere Filmeigenschaften, Fläche bzw. Volumen müssen gleich bleiben.
Für unterschiedliche Anforderungen wird die eine oder andere Eigenschaft optimiert. Fotografiert man ohne Stativ bei wenig Licht, ist eine hohe Lichtempfindlichkeit wichtiger als Feinkörnigkeit. Manchmal sollen Farben leuchtend wiedergegeben werden, manchmal dezent, zum Beispiel bei Porträtaufnahmen, damit die Haut natürlich erscheint. Agfa bot Filme unter der Bezeichnung Triade-System an, die Farben unterschiedlich kräftig wiedergaben. Kodak hat für Porträts spezielle Filme im Sortiment (Portra), bei Konica hieß der Porträtfilm Baby-Film.
Durch technischen Fortschritt können Fläche und Leistungsvolumen verbessert werden. Gegenüber der bisherigen Emulsionstechnik sind bei höherer Empfindlichkeit Farbsättigung und Feinkörnigkeit besser. Die Verbesserung zeigt sich als größere Fläche des Leistungsdreiecks und größeres Volumen der Leistungspyramide. Fortschritte bewirkten neue, regelmäßigere Kristalle mit größerer Oberfläche, dünnere Filmschichten oder andere Sensibilisierungsstoffe.
, Januar 1996.
Letzte Bearbeitung: Dezember 2005.