Sie sind hier: Technik Einzelne Themen ausführlich Fotobuch Inhalt des Fotobuchs 4 Der Film 4.1 Schwarzweißfilme 4.1.7 Lichtempfindlichkeit

4.1 Schwarzweißfilme

4.1.7 Lichtempfindlichkeit

Die Lichtempfindlichkeit (Filmempfindlichkeit) eines Films wird als ISO-Zahl angegeben. ISO steht für International Organization for Standardization und setzt sich aus den DIN (Deutsches Institut für Normung e. V.)- und ASA (American Standards Association)-Werten zusammen, die bis Mitte der 1980er Jahre üblich waren.

Filmempfindlichkeit ermitteln

Zur Ermittlung der Lichtempfindlichkeit wird dem Film ein Durchsichtsgraukeil aufbelichtet mit einer genau dosierten Lichtmenge. Der Graukeil ist eine transparente Folie mit verschieden hellen grauen Streifen, deren Lichtdurchlässigkeit stufenförmig in 0,1 Dichtewerten zu- oder abnimmt. An seiner hellsten Stelle lässt der Graukeil praktisch das gesamte Licht hindurch, im darauffolgenden Streifen 1/1,26 (100,1), folgend 1/1,6 (100,2) und so weiter. Der letzte Streifen lässt kein Licht hindurch. Die Keilstufe, welche die Schwärzung 0,1 über dem Grundschleier erzielt, bestimmt die Filmempfindlichkeit. Ihr Wert mal 10 ist die DIN-Zahl.

DIN-, ASA- und ISO-Zahlen

Eine Verdoppelung der Lichtempfindlichkeit ist eine Verdoppelung des ASA-Werts oder Erhöhung des DIN-Werts um 3. Ein 200 ASA-Film ist doppelt so lichtempfindlich wie ein 100 ASA-Film, ein 24 DIN-Film doppelt so lichtempfindlich wie ein 21 DIN-Film, ein ISO 200/24° ist doppelt so lichtempfindlich wie ISO 100/21°.

DIN-Zahl-Differenzen sind das 10-fache der Dichtedifferenzen. Zum Ermitteln der Lichtmengenunterschiede potenziert der Fotograf 10 mit dem Zehntel der DIN-Differenz. Eine Differenz von 1 DIN bedeutet in bezug auf eine höhere DIN-Zahl die 1,26-fache (100,1), 2 DIN die 1,6-fache (100,2) und 3 DIN die 2-fache (100,3) Lichtempfindlichkeit. Bei einer niedrigeren Filmempfindlichkeit teilt man durch diese Faktoren.

Einfacher lässt es sich mit den ASA-Zahlen rechnen. Man teilt den neuen ASA-Wert durch den alten: Ein 800 ASA-Film ist 8 mal so lichtempfindlich wie ein 100 ASA-Film (800/100), ein 1000 ASA-Film ist 10 mal lichtempfindlicher (1000/100). Tabelle 1 zeigt eine Gegenüberstellung gleichwertiger ASA und DIN-Zahlen, die zusammengesetzt den ISO-Wert ergeben.

ASA DIN
8 10
10 11
12 12
16 13
20 14
25 15
32 16
40 17
50 18
ASA DIN
64 19
80 20
100 21
125 22
160 23
200 24
250 25
320 26
400 27
ASA DIN
500 28
650 29
800 30
1000 31
1250 32
1600 33
2000 34
2500 35
3200 36

ASA-DIN-Vergleich. x ASA entsprechen y DIN, zum Beispiel 100 ASA = 21 DIN.

Je weniger Licht nötig ist, den Film mit bestimmter Dichte zu schwärzen, desto lichtempfindlicher ist er. Zum charakterisieren benutzt man die Begriffe niedrig-, mittel- und hochempfindlich. Welche ASA-Zahlen einen niedrig-, mittel- oder hochempfindlichen Film kennzeichnen, hängt vom Filmmaterial ab – Schwarzweiß, Farbe, Dia oder Negativ – und vom Entwicklungsstand der Filmtechnik.

Schwarzweißfilme und Filme mit fortgeschrittener Emulsionstechnik haben in der gleichen Empfindlichkeitsklasse, zum Beispiel mittelempfindlich, eine höhere ASA-Zahl. Ein Farbdiafilm mit 200 ASA ist zur Zeit hochempfindlich, ein 200 ASA-Farbnegativfilm mittelempfindlich. Die Übergänge sind fließend. Ein Film mit 64 ASA ist nicht zwangsweise niedrigempfindlich, wenn ein Film mit 100 ASA mittelempfindlich ist. Er kann beiden Klassen zugeordnet werden.

Niedrigempfindliche Filme

Niedrigempfindliche Filme sind scharf. Wird das Bild stark vergrößert, eignen sie sich wegen ihrer Feinkörnigkeit am besten. Aufgrund des kleinen Korndurchmessers sind sie gering lichtempfindlich, da eine kleinere Kornoberfläche weniger Licht auffangen kann als eine große. Die Gradation ist im allgemeinen steiler als bei höherempfindlichen Filmen, was zur Folge hat, dass sie weniger Grauabstufungen und einen geringeren Belichtungsumfang haben.

Farbdiafilme bis zu einer Empfindlichkeit von zirka 50 ASA und Farbnegativfilme bis zu etwa 100 ASA können als niedrigempfindlich eingestuft werden.

Wegen der geringen Empfindlichkeit ist die Kamera häufig auf ein Stativ zu schrauben, um nicht zu verwackeln. Man benutzt niedrigempfindliche Filme vorwiegend für statische Motive, zum Beispiel bei Landschafts- oder Architekturaufnahmen. Diese Motive erfordern meist eine gute Schärfe und bewegen sich nicht, so dass sie mit langen Verschlusszeiten fotografiert werden können.

Mittelempfindliche Filme

Mittelempfindliche Filme sind ein guter Kompromiss zwischen niedrig- und hochempfindlichen. Sie werden als Standard- oder Allroundfilme bezeichnet. Mittelempfindliche Filme haben noch feines Korn und sind empfindlich genug, meistens frei aus der Hand fotografieren zu können.

Mittelempfindlich sind Farbdiafilme um 100 ASA sowie Farbnegativfilme um 200 ASA.

Sie eignen sich, wenn man nicht im voraus weiß, was man fotografieren möchte oder auf die unterschiedlichsten Motive treffen wird und dafür denselben Film benutzen will. Ist von vornherein klar, dass man nur Häuser oder Landschaften fotografiert, benutzt man einen niedrigempfindlichen Film und nimmt ein Stativ mit. Will man Schnappschüsse, Architektur und Sport mit dem gleichen Film fotografieren, ist der Standardfilm die vernünftigste Wahl.

Hochempfindliche Filme

Hochempfindliche Filme haben gröberes Korn und sind nicht so gut vergrößerungsfähig. Wegen der meist flacheren Gradation ist ihr Intervall der richtigen Belichtung und indirekt ihr Belichtungsspielraum größer.

Sie werden hauptsächlich für schnell bewegte Motive und für Fotos bei schwachem Licht aus freier Hand eingesetzt, zum Beispiel für Sport- oder Tieraufnahmen oder Fotos in Innenräumen ohne Stativ.

Farbdiafilme ab 200 ASA können als hochempfindlich bezeichnet werden, Farbnegativfilme ab etwa 400 ASA, Schwarzweißfilme ab 800 ASA.

Gegenwärtig gibt es Farbdia- sowie Farbnegativ- und Schwarzweißnegativfilme bis zu 3200 ASA. Durch eine verlängerte Entwicklungszeit können die Filme etwa bis um das Vierfache in der Empfindlichkeit gesteigert werden, Schwarzweißfilme noch stärker. Dadurch ist es möglich, bei schlechten Lichtverhältnissen, wenn man zum Beispiel nur einen 400 ASA-Film zur Hand hat, an der Kamera 800 ASA oder 1600 ASA einzustellen. Voraussetzung ist, der ganze Film wird mit dieser Einstellung belichtet. Man weist das Fotolabor darauf hin, damit der Film speziell entwickelt wird. Das knappere Belichten eines Films mit ausgleichender verlängerter Entwicklung wird Pushen genannt. Je weniger die Filmempfindlichkeit gesteigert wird, desto besser fallen die Ergebnisse aus.

Elmar Baumann, Januar 1996.

Letzte Bearbeitung: November 2005.