Die Gedanken ruhen lassen
Denke ich während des Fotografierens in "Schubladen" – dies ist ein Baum, das eine Lilie, jenes ein Mädchen – ist es wahrscheinlich, dass ich Gleiches auf die gleiche Weise fotografiere, was mich mit der Zeit langweilt. Beispielsweise könnte ich Mädchen bei immer gleicher Beleuchtung in gleicher Abbildungsgröße und gleicher Kopfhaltung fotografieren und auf gleiche Weise um ein Lächeln bitten.
Ähnlich ist es, wenn meine Gedanken woanders sind. Durch aus Erfahrung gewonnener Intuition kommt vielleicht ein passables Bild zustande. Jedoch gleicht es sämtlichen bisherigen Bildern, die das gleiche Motiv darstellen.
Falls möglich, versuche ich alle Gedanken zum Schweigen zu bringen, ähnlich wie es während einer Meditation gelingen soll (darin fehlt mir die Praxis). Auch wenn die Gedanken nicht da sind, bin ich "hellwach". Ich denke nicht an "Baum", während ich einen erblicke, sondern nehme nur Linien, Formen, Strukturen, Farben, Licht, Schatten und das Zusammenwirken mit der Umgebung wahr, wesentlich intensiver als mit einem Kopf voller Gedanken. Das Ignorieren der Gedanken gelingt mir nur kurze Zeit, sie melden sich schon bald wieder, werden lauter und ablenkender. Der Versuch lohnt sich, bei Gelingen nehme ich Motive mit gesteigerter Intensität wahr.
Ähnliches hörte und las ich von anderen Fotografen:
- Habe keine vorgefasste Meinung über das Motiv
- Sei offen für das Motiv
- Lasse die Bilder auf dich zukommen (lasse die Bilder dich finden)
- Versuche nicht vorher festzulegen, wie du etwas fotografierst
, 11.10.2014.